Tour 09 – Im tiefsten Süden
i Kurz – CheckStreckenlänge Charakter Highlights
Unterkunftstipp: Lu‘Hotel Das Lu‘ Hotel in Carbonia ist ein modernes Business-Hotel, große, saubere Zimmer mit Klimaanlage und Minibar.. Eigene Parkplätze und Tiefgarage. Pool mit Garten. Großes Frühstücksbuffet und gutes Restaurant mit sardischen Gerichten. Sehr freundliches Personal.
Moderne, hübsche Zimmer. Geschmackvolle Sonnenterrasse. Einkehrtipp: Ristorante Sa Foredda da Paolo Von außen eher unscheinbar. Dafür aber mit sehr leckeren Gerichten. |
Zusammen mit Iglesias ist Carbonia die Hauptstadt der südlichsten Provinz Sardiniens Sulcis-Iglesiente. Aber Carbonia ist anders, so ganz anders als alle anderen sardischen Städte. Die Straßen und Gehwege sind auffallend breit und schachbrettartig angelegt. Die Häuser sehen modern und die Bürogebäude fast großstädtisch aus. Es gibt keine Altstadt. Kein Wunder, denn die Stadt ist noch keine 100 Jahre alt. Carbonia ist das Wolfsburg Sardiniens. Am Reißbrett geplant, sollte die Stadt 60.000 Arbeiter aufnehmen, die in den zahlreichen Kohleminen hart schufteten. Seit der Schließung sämtlicher Minen im vorigen Jahrhundert leben nicht mal mehr die Hälfte der Einwohner in der Stadt. Sie ist nicht wirklich schön, aber interessant ist sie allemal.
Der Weg in den Süden führt nach Tratalias-Vecchio, einer weiteren Geisterstadt. Sie wurde zwar nicht durch einen Erdrutsch zerstört wie Osini und Gairo, sondern menschengemacht durch den angrenzenden Stausee Lago di Monte Pranu. Das Gebiet unterhalb der Staumauer wurde unterspült, und die Häuser begannen einzustürzen. Die Bewohner der einst bedeutendsten Stadt in der Region wurden in den 70er-Jahren umgesiedelt in das neue, höher gelegene Tratalias. 45 Häuser und die Kirche aus dem 13. Jahrhundert sind übrig geblieben, wurden restauriert und in ein verkehrsfreies Museumsdorf umgewandelt. Teilweise sind sie bewohnt, es gibt ein empfehlenswertes Lokal und ein kleines Museum. Die restlichen Häuser wurden abgerissen.
Durch weites Land und die Unendlichkeit riesiger Plantagen geht die Fahrt weiter in den Süden. Über Sant’Anna Arresi und an einem riesigen Militär-Sperrgebiet vorbei, zweigt kurz vor Teulada ein idyllisches Sträßchen rechts ab nach Porto di Teulada. Bald ist die fjordartig eingeschnittene Küste erreicht und eine der schönsten Küstenstraßen Europas beginnt.
Die SP71 verläuft direkt an der Küste entlang und gewinnt schnell an Höhe. Die Straße hat den perfekten Rhythmus, einen feinen Belag und trotzdem gehörig Grip. Das satte Grün der Macchia und die hellgelben Felsen stehen im farblichen Kontrast zum tiefblauen Meer. Keine Ortschaft stört den Fahrfluss, und der Blick reicht weit übers Meer bis zum langgestreckten Capo Teulada, dem südlichsten Punkt Sardiniens. Kein Strand gleicht dem anderen. Am Capo Spartivento endet der Küstentraum, und die Straße schwenkt ins Inland.
Mit Annäherung an Pula nehmen die touristischen Einrichtungen zu. Ferienanlagen, Hotels und Campingplätze verstecken sich in einem wunderschönen Piniengürtel entlang der Küste. Pula ist trotz ausgiebigem Tourismus erstaunlich sympathisch geblieben. Die mehrfarbig gepflasterten Gehwege und Nebenstraßen verströmen Gemütlichkeit. Historiker werden ihre Freude haben an der phönizischen, 3000 Jahre alten Stadt Nora direkt an Pula angrenzend.
Auf dem weiteren Weg in Richtung Cagliari nehmen Verkehr und die Anzahl der Industrieanlagen zu. In den Salinen lassen sich Rosaflamingos beobachten. Die SP1 führt direkt hinein in die Sulcis-Berge. Die 22 Kilometer lange Schotterstrecke führt durch eines der einsamsten Waldgebiete Sardiniens. Mittendrin eignet sich die Area picnic di Gambarussa herrlich zu einer ausgiebigen Pause. Kurz vor Pantaleo endet die Schotterpiste, und bei Santadi bricht der Wald auf. Durch das weitläufige und landwirtschaftlich intensiv genutzte Rio Mannu-Talgeht es wieder in die Berge. Entlang der ehemaligen Bahnstrecke von Siligua nach Calasetta tauchen mehrere pittoreske Brückenfragmente auf, die auch begehbar sind. Im Wedelmodus geht es auf die Cixerri-Ebene zu, aus der mittendrin ein Vulkankegel aufragt mit dem beeindruckenden Castello di Acquafredda aus dem 13. Jahrhundert.
Die SP2 verläuft parallel zu den Sulcis-Bergen in der ausgedehnten Ebene. Im Hintergrund taucht der monumentale Monte Linas auf. Man fühlt sich wie im Wilden Westen in den USA unterwegs. Zum Abschluss führt die SP85 nochmal hinein ins Gebirge und entpuppt sich als panoramareiche Traumstraße. Die Blicke reichen über die dicht bewaldeten Hügel, tief in die Täler und bis in die Schwemmlandebene, die bald erreicht ist. Auf der SP78 ist Carbonia nach insgesamt 240 Kilometern bald wieder erreicht.